Chile
Christian:
Nach 12 Stunden Flug und einer Zeitumstellung von -14 Stunden zu Australien landeten wir etwas erschöpft in Santiago de Chile und wurden direkt von einem Taxifahrer für die Fahrt vom Flughafen in unser Hostel unverhältnismäßig hoch ausgenommen. Aber wir waren ja irgendwie auch selbst schuld, da wir nicht mal den Wechselkurs kannten!?
Um dem Jetlag entgegenzuwirken legten wir uns zunächst nicht direkt ins Bett, sondern versuchten mit einer kleinen Erkundungstour zu Fuß einen ersten Eindruck von Santiago zu gewinnen. Die umliegenden schneebedeckten Berge der Anden waren aufgrund des Smogs leider nur sehr schemenhaft zu erkennen. Auf den Straßen tobten sich kostümierte Tanzgruppen aus und insgesamt hatten wir das deutliche Gefühl in einer Welt gelandet zu sein, die sich deutlich von Australien unterscheidet. Um 18:00 Uhr fielen wir schließlich total erschöpft nach 24 Stunden ohne Schlaf ins Bett und wachten erst 13,5 Stunden später erholt wieder auf.
Die ersten beiden Tage verbrachten wir damit die Stadt weiter zu erkunden und gingen sogar einmal in einem kleinen Gebiet namens "El Arrayán" klettern, welches gut mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu erreichen ist, da es sich mehr oder weniger am Stadtrand befindet. Die Kletterei dort ist anspruchsvoll und etwas gewöhnungsbedürftig, aber auf jeden Fall dazu geeignet den Trubel der Stadt kurzzeitig hinter sich zu lassen. In diesen gerieten wir dann aber sofort wieder, als wir in überfülltem Bus zurück fuhren, Kati kurzfristig in der sich schließenden Tür mit ihrem Rucksack eingeklemmt wurde, wir immer wieder Kommunikationsprobleme hatten da uns alles irgendwie spanisch vorkam oder wenn wir versuchten nicht die Orientierung zu verlieren.
Da uns beide Santiago nicht so richtig begeistern konnte brachen wir recht schnell zu einem zweitägigen Trip nach Valparaiso auf. Eine Stadt, welche laut Empfehlung wesentlich interessanter sein sollte als Santiago. Und so war es dann auch. Etwas dreckig, teilweise runtergekommen, aber irgendwie durch unzählige Graffiti total bunt, abwechslungsreich und tatsächlich sehr interessant, da man immer wieder Neues entdecken kann und die Stadt gerade durch ihr gegensätzliches Erscheinungsbild einiges an Reiz versprüht.
Wieder zurück in Santiago liehen wir uns für vier Tage einen Van aus und fuhren ins nahegelegene Tal Cajon de Maipo, welches für die Bewohner von Santiago wohl ein gut erreichbares Naherholungsgebiet darstellt und zudem ein paar kleine Kletterfelsen bereithält. Allerdings verlief der Ausflug nicht ganz so wie wir uns das vorgestellt hatten. Zum einen war wohl gerade nicht Saison und mehr oder weniger alles geschlossen. Wäre normalerweise nicht sonderlich schlimm, da wir ohnehin in unserem Van schlafen und kochen wollten und somit eigentlich recht autark waren. Allerdings war es nicht einfach einen Schlafplatz, geschweige denn einen schönen Platz zum kochen zu finden, da alles verriegelt und völligst zugemüllt war. Des Weiteren war auch das Wetter nicht so schön, wie es noch die Tage zuvor gewesen war. Die Aussicht auf die Berge um uns herum war mäßig und tagsüber und auch nachts war es eher kalt. In der letzten Nacht hatten wir beispielsweise eine schöne Eisschicht an den Innenwänden.
Somit verbrachten wir die meiste Zeit mit Herumfahren um uns die ein oder andere Sehenswürdigkeit anzuschauen die sich nach längerer Fahrt dann eigentlich immer als enttäuschend herausstellte oder um einen Schlafplatz für die Nacht zu finden. Auch in die Klettergebiete zu gelangen war alles andere als einfach, da die Zustiege versperrt waren und erst gegen ein Entgelt geöffnet werden sollten, aber außer einer Vielzahl an herumstreunenden Hunden nie jemand da war, dem man das Wegzoll in die Hand hätte drücken können.
Am letzten Tag wurde das Wetter endlich ein wenig besser und wir gelangten auf einem etwa drei Kilometer langen Umweg zu Fuß an den kleinsten der verfügbaren Kletterfelsen namens "Piedra Romel", wo wir einen netten Tag verbringen konnten, auch wenn der Fels natürlich weit hinter der einzigartig guten Qualität des australischen Felsens eingeordnet werden muss. Wir sind nun halt sehr verwöhnt, hatten aber trotzdem unseren Spaß.
Auf der Rückfahrt nach Santiago am darauffolgenden Tag konnten wir schließlich tatsächlich auch noch die umliegenden Berge erblicken, da die Sicht nun endlich aufriss. Leider etwas spät, aber immerhin...
In Santiago angekommen gaben wir den Van wieder ab und fuhren mit dem Bus in ca. sechs Stunden weiter nach Norden zur Stadt La Serena. Dort verbrachten wir die nächsten drei Tage damit in der Stadt herumzubummeln, uns den Strand anzuschauen, eine Sternwarte in Vicunia zu besuchen und einen Kurztrip nach Pisco Elqi zu unternehmen, wo die Trauben für den Pisco, das Nationalgetränk Chiles angebaut werden.
Kathrin:
Der hier sehr beliebte "Pisco Sour" wird aus Pisco (Weinbrand aus Traubenmost), Limettensaft, Zucker und einer Eiweißkrone zur Deko hergestellt und ist wirklich sehr zu empfehlen.
Christian:
Nach La Serena stand San Pedro de Atacama auf unserem Programm, welches wir durch eine 20-stündige Busfahrt mit kurzer Unterbrechung in Calama schließlich erreichten. Dies stellte für uns die letzte Station in Chile dar und war ein absolutes Highlight. San Pedro, in der Atacama-Wüste gelegen, welche eine der trockensten Landschaften der Erde ist, bietet einen idealen Ausgangspunkt für allerlei Touren zu besonderen Sehenswürdigkeiten, die alle grandiose Natur- und Landschaftseindrücke hinterlassen.
Kathrin:
In San Pedro starteten wir dann auch das erste mal in die Höhen der Anden und merkten am Tag unserer Ankunft die 2400 Höhenmeter doch ein wenig beim Rucksackschleppen. Die Akklimatisierung lief aber problemlos und schon am nächsten Tag fingen wir an die Umgebung zu erkunden.
Christian:
Unter anderem liehen wir uns zwei Mountain Bikes aus und radelten die etwa 14km ins Valle de la Luna. Auch für uns, die wir eigentlich nie Fahrrad fahren war das gut machbar (außer das ich die darauffolgenden drei Tage nicht richtig sitzen konnte). Die Strecke führt in ein Tal, in dem man ständig anhält um die surreal wirkende Gegend um einen herum zu betrachten. Abends liefen wir auf die markante, große Düne um mit zugegebenermaßen recht vielen anderen Leuten dem imposanten Sonnenuntergang beizuwohnen. Im Dunkeln ging es dann zurück nach San Pedro.
An einem anderen Tag brachen wir früh morgens mit einer Tour nach El Tatio auf, wo wir noch im Morgengrauen bei -12C° auf einer Höhe von über 4300 Metern über dem Meeresspiegel eintrafen. Dort befindet sich das höchste Geysirfeld der Welt und es ist ein tolles Spektakel wenn man die sprudelnden, brodelnden und fauchenden Geysire im Sonnenaufgang betrachtet. Auf der Rückfahrt sahen wir dann noch einige der dort ansässigen Tierarten wie z.B. Füchse, Lamas, Vikunjas und Viscachas. Letztere sehen aus wie eine Mischung aus fettem Hasen und kleinem Känguru. Lama am Spieß wurde in einem kleinen Dorf auch angeboten. Es war ein klein wenig zäh, insgesamt aber ziemlich lecker.
Ein weiterer Tag brachte uns zu verschiedenen Lagunen, die teilweise sehr surreal wirkten, auch wenn man direkt davor stand. Insbesondere wenn die Sonne untergeht und sich die Umgebung im Wasser spiegelt.
Kathrin:
Die Lagunen haben teilweise einen sehr hohen Salzgehalt, so dass man in ihnen "Floaten" kann. Natürlich habe ich es ausprobiert und es funktionierte tatsächlich! Allerdings war das Wasser so kalt, daß der Floatingausflug nur einige Minuten dauerte. Der ca. 6000m hohe Vulkan Licanbur bot dabei eine sehr beeindruckende Kulisse für die zahlreichen Badegäste.
Christian:
Das Einzige, was wir bei San Pedro nicht geschafft haben war im etwa 70 km südlich gelegenen Socaire klettern zu gehen. Wir haben es wirklich versucht, aber letztlich war ein Mietwagen zu teuer, trampen zu unsicher, eine geführte Tour wollten wir nicht und ein Arrangement mit einem Art Bergführer der uns dort hinfahren wollte platzte, da er zum vereinbarten Zeitpunkt nicht auftauchte. War aber nicht so schlimm, bot San Pedro doch genügend Abwechslung und war ein absolut gelungener Ausklang für unseren Chile-Aufenthalt.
Kathrin:
Die Umstellung von "Wohnen im Van, nie den Rucksack packen und schleppen" auf Wohnen in Hostels hat uns beiden etwas zu schaffen gemacht, vor allem weil wir zusammen mit unserem Kletterkram jeder zwei schwere Rucksäcke dabei haben. Langsam gewöhnen wir uns aber daran... ;)
Auch hätten wir nicht gedacht, dass uns Chile ein wirklich großes Loch in unsere Reisekasse reissen würde. Wir gaben dort in zwei Wochen mehr aus, als in einem Monat Australien. Hostels, Transport und geführte Touren (da man ohne Auto nirgends hinkommt) hinterließen dann doch ihre Spuren... Dafür haben wir aber mindestens auch doppelt so viele Fotos wie in einem Monat Australien geschossen!
Die Zeit in Chile hat uns insgesamt wirklich sehr gut gefallen, vor allem wegen seiner atemberaubenden Natur im Norden.
Kommentar von Michi |
Hallo Ihr Beiden,
Tolle Bilder!!! Genießt die Zeit!
Liebe Grüße aus Dresden, Michi
Antwort von Christian
Wird gemacht! Schön, dass Du hier mit liest...