Neuseeland neigt sich dem Ende zu

Kathrin:
In den Dünen am Farewell SpitMit Tobi und Rebecca verbrachten wir noch einige schöne Tage an der Golden Bay. Der kleine Spaziergang am Cape Farewell wurde schnell zu einer ausgedehnten Wanderung durch die Dünen und an der Küste entlang. Außerdem konnte Tobi endlich sein Geburtstagsgeschenk von uns einlösen und wir verbrachten einen schönen Klettertag in Paynesford, wo wir die beiden ins Klettern einwiesen. Natürlich haben sich beide super geschlagen! Die Zeit raste und bald hieß es auch schon wieder Abschied nehmen.

 

Der australische Ranger beim KletternChaos am WandfußWährend Tobi und Rebecca ihre Reise Richtung Christchurch fortsetzten, blieben wir noch ein paar Tage in Paynesford um zu klettern. Mit einer bunten Truppe aus Franzosen, Australiern und Deutschen verbrachten wir dort die letzten Klettertage.

 

Am Ruhetag gönnte ich mir am Cape Farewell einen Ausritt. In 3,5 Stunden ging es durch Dünen, Weiden, Manukasträucher bis zum menschenleeren Waririki Beach mit seinen Felsbögen. Wahnsinn! In der Mitte des Strandes tummelte sich dann auch noch eine ganze Gruppe von Baby-Robben in einem der Wasserlöcher, die bei Ebbe überblieben. Die Kleinen sind äußerst aktiv und kein bisschen scheu. Mit den Pferden konnten wir allerdings nicht ganz bis auf Tuchfühlung gehen. So angetan vom Strand, gingen Christian und ich am Mittag gleich nochmal dort hin und genossen die Zeit in der Sonne.

Ausritt am StrandRock arches von WaririkiBei der Arbeit ;)

Für die Fahrt an der Ostküste runter ließen wir uns zwei Tage Zeit und übernachteten an einem super Surfstrand nahe Kaikoura, den uns einer der Kletterer in Paynesford empfohlen hatte. Auf dem Weg weiter nach Christchurch haben wir dann auch tatsächlich noch Delphine gesehen, die ca. 100m entfernt im Wasser spielten. Vor lauter auf's Meer schauen, wäre uns fast nicht aufgefallen, dass wir direkt an einer Robbenkolonie gehalten hatten. Direkt neben und unter uns tummelten sich zig Robben, inklusive ihrer Jungen, die wie schon am Waririki Beach alle in einer Art Pool herumtollten.

Sonnenaufgang am StrandDelphine bei KaikouraMit der Robbe auf Tuchfühlung

Nach einem Abstecher auf die Banks Peninsula und Akaroa, ging es dann auch schon zurück nach Christchurch um unser Auto zu verkaufen. Wir gaben uns eine Woche Zeit dafür und putzten unseren kleinen Estima noch mal ordentlich raus. Es schien etwas gebracht zu haben, denn nach genau einem Tag hatten wir den Guten verkauft und standen ganz unverhofft ohne Auto und mit fast einer Woche verbleibender Zeit da...

Bouldern in Castle HillDas neue Schlafquartier am Lake PearsonDer neue Plan war nun bei Christchurch in der Cave im Barnett Park zu klettern, doch die war ganz schön nass, so dass wir unverrichteter Dinge wieder abzogen. Nach ungefähr einem Tag hielten wir es schon nicht mehr in Christchurch und vor allem OHNE AUTO aus, und holten uns für die verbleibenden Tage noch einen kleinen Mietwagen und fuhren spontan wieder nach Castle Hill. Die beste Entscheidung, die wir treffen konnten. Diesmal machten wir uns zuerst mit Seil an die Arbeit, stellten aber schnell fest, dass man in Castle Hill eher an Haken gespart hat und so liehen wir uns nochmal ein Crashad aus und boulderten noch zwei Tage in netter Gesellschaft und schliefen am Lake Pearson - diesmal ohne komfortables Auto, sondern nur auf den Pads unter freiem Himmel. Auch mal wieder schön!

 

Den letzten Tag in Christchurch zogen wir wieder in unser altes Hostel - das Fowley Towers - ein und bereiteten alles für die Weiterreise nach Australien vor. Waschen, packen, Flugplan checken und noch ein letztes mal Essen gehen, zur Feier des Tages... garnicht so einfach in Christchurch um 20 Uhr. Nach ca. einer halben Stunde suchen fanden wir das wohl einzige offene Restaurant in der ganzen Innenstadt.

Vormittags vor unserem Flug ging es nochmal kurz shoppen in Christchurch und ruck zuck war ich Besitzerin einer total tollen neuen Handtasche. :)
Dann hieß es Abschied nehmen von NZ. Das Land hat uns beiden sehr gut gefallen. Es ist sehr sehr einfach und unkompliziert zu bereisen, bietet eine tolle abwechslungsreiche Landschaft sowie Flora und Fauna, die Kiwis sind extrem entspannt und die Strecken zwischen den einzelnen Etappen sind nicht weit. Leider ist man dadurch fast nie alleine unterwegs, sondern die bekanntesten Sehenswürdigkeiten muss man immer mit sehr vielen anderen Touristen teilen. Trotzdem findet sich für jeden Geschmack etwas. Und wenn man abseits der ausgetrampelten Pfade geht, ist man auch wieder etwas unter sich...

Christian:
Und nun noch ein paar Anekdoten zum Abschluss...

Die Bio-Security bei der Einreise in Neuseeland sollte man ernst nehmen und alles angeben was evtl. zur Erweiterung der Artenvielfalt in Neuseeland führen könnte (Staub, Samen, Tierprodukte, Wasserrückstände, zermatschte Mücken zwischen Buchseiten usw.). Dies wurde im Falle von Katis Schuhen damit belohnt, dass diese zwar kommentarlos entwendet wurden, man sie kurz darauf aber in tropfnassem aber porentief reinem Zustand, in einer Tüte sauber verpackt, wieder ausgehändigt bekam.

Die Possums sind auch so ein Fall von eingeführtem Tier, welches sich aufgrund nicht vorhandener natürlicher Feinde rasend schnell zur Plage entwickelt hat. Auch wenn die absichtliche Eingliederung aufgrund des Pelzüberzugs dieser posierlichen Tierchen ursprünglich gewollt war, um die äusserst rentable Jagd nach feinstem Pelzgetier zu ermöglichen. Mittlerweile sind Pelze gesellschaftlich allerdings nicht mehr so hipp und die Possums verbreiteten sich ungejagt beeindruckend schnell. Dies hat zur Folge, dass sie sich aktuell gesellschaftlich ganz weit unten befinden. Deutlich mehr noch, als wenn sich ein Mensch einen Fellmantel anzieht. Die Eindämmug fordert jährlich unvorstellbar viel Geld und daher hilft jeder mit, indem sie ein beliebtes Ziel für Autofahrer geworden sind. Daher ist es auch viel einfacher platte Possums am Straßenrad zu sehen, als ein lebendes, welches sich allerdings auch recht blöd anstellt wenn man z.B. mit dem Auto hinterherfährt. Wir haben trotz der vielen Aufmunterungen zur Dezimierung der niedlichen Tierchen (wie z.B. Poster die auf das Problem mit der Abbildung blutverschmierter Possums beim nächtlichen Vogelnestmassaker hinweisen oder der Tipp im Castle Hill Boulderführer am Ruhetag ein paar Possums zu jagen) glücklicherweise kein einziges auf dem Gewissen.

Neben einer weiteren Plage wie der Sandflies, welche zum Glück nur regional in großen Mengen auftauchen, fiel auch auf, dass sich ein weiteres Lebewesen in Neuseeland aufgrund nicht vorhandener Feinde hemmungslos ausbreitet. Deutsche! Dies stört - wenn überhaupt - aber wahrscheinlich bisher nur die Deutschen selbst. So löst diese Spezies bisher bei den Neuseeländern noch nicht den Jagdinstinkt aus, auch wenn sie einen leicht verwirrten, aufgrund des ungewohnten Linksverkehrs zunächst in die falsche Richtung blickenden Deutschen vors Auto bekommen.

Wobei... manchmal hat man schon den Eindruck, dass die riesigen LKWs Jagd auf einen machen und man lernt recht schnell, dass es besser ist keinen zu überholen. Viel entspannter ist es hingegen die LKWs quasi als Schutzschild vor sich herfahren zu lassen. Falls man mit deren Geschwindigkeit überhaupt mithalten kann bzw. möchte. Ganz zu Anfang als mir die Geschwindigkeit der LKWs noch nicht so bewusst war, fuhr ich in der Einöde aus einer Nebenstraße auf die kurvenreiche Hauptstraße. Am Horizont sah ich zwar einen kleinen Tanklastzug, aber bis der bei mir ankommen würde... Während der Beschleunigung hörte ich auch schon ein wildes Hupen im Hintergrund und wurde fortan für die nächsten 10km in atemberaubender Geschwindigkeit verfolgt, bis ich am Straßenrand eine Haltespur entdeckte und dort Platz machen wollte und anhielt. Bedrückenderweise hielt der Lastzug direkt vor uns, die Tür schwang auf und ein am ganzen Körper tätowierter Riese sprang heraus und rannte mit großen Schritten auf unser kleines Auto zu. Mir wurde noch deutlicher bewusst, dass ich wohl einen Fehler gemacht hatte, was durch den wütenden Ausruf des nahenden Truckers "I fucking hate YOU!" noch klarer herausgestellt wurde. "This is a BOMB!" wurde mir lautstark erklärt und ich entschuldigte mich kleinlaut durch den winzigen Fensterspalt im Auto verschanzt bleibend. Nachdem ich mich mehrmals entschuldigte beruhigte er sich dann auch etwas. Ich ließ es dann doch bleiben ihm noch zu sagen, dass ich finde man sollte evtl. ein wenig langsamer mit einer BOMB! durch die Gegend fahren. Ich lernte auf jeden Fall meine Lektion und die LKWs erhielten fortan immer Vorfahrt...

Lustig ist übrigens die folgende Passage bzgl. klettern auf Neuseeland im Lonley Planet Reiseführer: "Felsklettern - Für diesen Sport benötigt man lediglich ein wenig Kalk für die Hände und ein paar kleine Gummischuhe. ...Climb New Zealand (www.climb.co.nz) führt die fiesesten und schwierigsten Überhänge in Neuseeland auf..." Ok, ist halt auch kein Kletterführer.

Und auch die restlichen Bilder wollen wir Euch nicht vorenthalten...


Kommentare

Kommentar von Ela |

Hi,
so, nachdem ich jetzt wieder ein funktionierendes Laptop habe, kann ich, ohne mir die Augen komplett zu ruinieren, Euren schönen Blog lesen.
Herrlich. Ihr verpasst hier nix.
Alles Liebe und passt weiterhin schön auf Euch auf.

Liebe Grüße
Ela

Antwort von Christian

Das hört man gerne...

PS: Grampians sind super!

Kommentar von Harry Fenzl |

Mann, Christian, Frau, Kathi, was habt Ihr für wunderschöne Bilder und aufregend interessante Geschichten in Eurem Blog. Ich beneide Euch schamlos und freue mich tierisch für Euch. Ihr macht das absolut richtig mit Eurem Leben. Herzlichen Glückwunsch! Herzlichen Glückwunsch? Ach JAAAAA! Herzlichen, allerherzlichsten Glückwunsch zu Deinem 40. Geburtstag mein kleiner alter Bruder!!!! Ich bin stolz auf Dich & wünsche Euch Beiden weiterhin eine phantastische Reise mit schönen Begegnungen mit Mensch & Natur (Kletterfelsen inbegriffen!). Gebt schön Acht auf Euch & genießt die Schönheiten dieser Welt! Alles erdenklich Liebe & Gute. Harry & Christine

Antwort von Christian

Tja, wenn man so ein gutes Vorbild als großen Bruder hat ;)
Vielen Dank für alles und viele Grüße an Euch zwei!

Kommentar von Julia |

Hallo Katharina und Christian,
Beste Grüße aus Bensheim vom Hessentag - mit dem heißesten Pfingstwochenende seit Menschengedenken! Das ist echt super.
Natürlich nicht zu toppen mit der Weltreise - es freut mich, dass Ihr es so toll genießen könnt! Weiterhin so eine tolle Zeit - es ist schon klasse, Euren Erzählungen zu folgen - die sind übrigens sehr unterhaltsam geschrieben.....
liebe Grüße
Julia

Antwort von Kathrin

Hallo Julia,

das freut mich, daß dir unser Blog gefällt! Bald gibt es auch mal wieder ein Update aus Australien, bevor es dann nach Südamerika geht. Genießt den Hessentag und das tolle Wetter. Ihr habt es glaube ich gerade etwas wärmer als wir hier. :)

Liebe Grüße

Kathrin